Torpedo-Kommunikation

von | 06.03.2020 | Projektfalle der Woche

Manche Leute sind keine Skeptiker im Change Prozess, sondern Torpedos. Sie setzen das Projekt-Team unter Druck, knallen Entwicklern Feedback vor den Latz, beschweren sich lauthals in allen Meetings und benehmen sich insgesamt ohne Rücksicht auf Verluste.

Das Team duckt sich weg und flüchtet in die Kaffeepause

„Less investigation, more solutions!“ ist so ein schöner Satz. Die Ungeduld und der Frust des Kundenvertreters werden deutlich. Die Entwickler ducken sich weg, dem Scrum Master, der das Meeting moderiert, fehlen die Worte. Alle Bemühungen der letzten Wochen, die Arbeit eines Entwicklungsteams zu erklären und Verständnis für den Aufwand im Hintergrund zu schaffen, sind zum Fenster hinaus. Egal wie das Meeting weiter verläuft, das Entwicklerteam flüchtet anschliessend erstmal in die Kaffeepause, um sich gegenseitig wieder aufzubauen.

Es kommt nicht oft vor, aber immer mal wieder finden sich im Umfeld eines größeren Projektes auch Menschen, die die Stimmung kaputt machen. Manche mit Anlauf, manche mit Agenda, und manche aus Versehen. Jedesmal wieder finde ich es traurig mit anzusehen, wie eine einzelne Person es schafft, ein gut kooperierendes Team auszuhebeln. Die Strategien, wenn sie denn bewusst eingesetzt werden und nicht einfach jemand auf Autopilot unterwegs ist, sind verschieden. Sie reichen von Verzögern von Entscheidungen und Hinterfragen der Arbeitsweise bis zu Beschwerden über einzelne Team-Mitglieder und aggressiven oder unrealistischen Forderungen.

Jetzt sollten Ihre Alarmglocken schrillen

Was jedesmal zu beobachten ist: Die Stimmung ist vergiftet, das Team beginnt um die betreffende Person herum zu arbeiten und den Kontakt zu vermeiden. Spätestens jetzt sollten all Ihre Alarmglocken schrillen! Wenn Ihr Projektteam nicht redundant besetzt ist (und welches Team ist das schon), dann ist diese Person, der nun alle aus dem Weg gehen, für den Erfolg Ihres Projektes wichtig. Er oder sie nimmt eine Funktion wahr, die notwendig ist. Ihnen ist also keinesfalls geholfen, wenn Sie alles weiterlaufen lassen.

Das Problem ist, dass Sie vermutlich auch keine grosse Lust haben, sich mit Mr. oder Mrs. Stinkstiefel auseinander zu setzen. Am liebsten würden Sie es so machen wie der Rest des Teams, und demjenigen/derjenigen aus dem Weg gehen. Als Projektverantwortliche(r) kommen Sie aber nicht darum herum. Ansonsten wird Ihr Projekt scheitern. Also fassen Sie sich ein Herz, bereiten Sie sich gut auf das Gespräch vor, und suchen Sie den Kontakt. Mit etwas Glück fehlte nur ein wenig Zuwendung, und sobald sich der Kollege/die Kollegin in Ihrer Aufmerksamkeit sonnt, wird er oder sie friedlich zu den anderen.

Wenn Einzelgespräche nicht helfen…

Wenn das nicht funktioniert, brauchen Sie härtere Bandagen. Sie werden sich intensiver mit der fraglichen Person, ihrem Umfeld und ihrer Motivation beschäftigen müssen – klassische Stakeholder Analyse also. Vielleicht finden Sie dabei heraus, dass Mr. oder Mrs. Torpedo im Auftrag handelt. Es braucht immer auch eine Organisation, die ein solches Verhalten toleriert. Wenn ein Gespräch mit anderen Menschen aus dem Bereich Ihres Teammitglieds vermuten lässt, dass er oder sie gar nicht allein auf weiter Flur handelt, haben Sie ein größeres Problem aufgedeckt.

Dann gehen Sie mit Ihrer Analyse in die zweite Runde, denn jetzt werden weitere Gespräche notwendig. Je nach Ihren speziellen Umständen brauchen Sie Allianzen, Eskalationen, oder Mentoring. Wenn Sie dabei Unterstützung brauchen, melden Sie sich bei mir. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!