Sicher kennen Sie den vielbeliebten Ampel-Status für Projekte. Jede Woche, zumindest aber einmal im Monat wird der Projektmanager/die Projektmanagerin gebeten, den aktuellen Status vorzulegen. Je nach Größe des Projektes passt er auf eine Seite oder wird unterteilt in eine Seite pro Teilprojekt. Und jede Woche winden sich die ProjektleiterInnen und TeilprojektleiterInnen um die Farbwahl herum.
Schwierige Farbwahl
Eigentlich ist es ganz einfach. Wie bei der Ampel im Straßenverkehr soll die Farbe den Grad der Gefahr aussagen. Gelb bedeutet „Achtung!“, Rot bedeutet „Halt!“. Wer da acht geben soll und Aufmerksamkeit einbringen, ist das zugehörige Management. Und wer anhalten soll, um das aufgetretene Problem zu lösen, ist ebenfalls das zugehörige Management.
Und hier wird es schwierig. Denn die meisten Projektleiter/Projektleiterinnen haben bereits die Erfahrung gemacht, dass ein bunter Status zu hochgezogenen Augenbrauen und kritischem Hinterfragen durch besagtes Management führt. Je nach Temperament kann es auch mal lauter werden, und die Kritik am Projektleiter/der Projektleiterin persönlicher. Kein Wunder, dass die bunten Farben ungern gezückt werden.
Eine Frage des Glaubens
Also bleibt der Status grün. Auch wenn die Defects sich häufen, Systeme ausfallen, Prozesse nicht geklärt sind, Ladedateien fehlen oder zu spät abgegeben wurden. Status grün heißt dann großzügig interpretiert: „Wir kriegen das schon noch hin!“. Auch die weichen Themen bleiben grün, selbst wenn die komplette Technik stillsteht – oder wie sonst ist es möglich, dass der Change Management Status grün ist, wenn im E-Commerce Teilprojekt keine Gespräche mit den wichtigsten Partnerunternehmen stattgefunden haben und die Testpläne um sechs Wochen hinterherhinken?
Haben Sie den Mut, Probleme anzusprechen
Ich zeige lieber einen Status, der in allen Farben des Christbaums leuchtet. Und ich empfehle Ihnen dasselbe. Zeigen Sie Ihrem Management, dass Sie die Probleme sehen. Und dass Sie Massnahmen eingeleitet haben, um sie in den Griff zu bekommen. Bitten Sie eindeutig um Unterstützung von Ihrem Lenkungskreis, z.B. zusätzliche Ressourcen oder eine entsprechende Priorisierung. Dafür sitzen die Executives hier, nicht zum Kaffeetrinken. Die meisten sind froh, wenn sie konkret etwas tun können und nicht nur die allmonatliche Dog-and-Pony Show bekommen.
Bereiten Sie sich gut vor: was genau das Problem ist, was Sie bereits getan haben, um es zu lösen, und was Ihre Vorschläge an den Lenkungskreis sind. Bitten Sie um Unterstützung wo nötig, und bitten Sie um Entscheidung und Bestätigung, wo Sie allein nicht weiterkommen. Und zeigen Sie nur die Teile im Status als grün, die auch wirklich grün sind.
Folge 8 der Serie “Project Success Trap of the Week – Beliebte Fallen für Ihren Projekterfolg”.